Das Abenteuer mit dem Fahrrad in Bus und Bahn

Von Hermannstadt nach Berlin

Wie nun weiter, von Hermannstadt mit einem von zwei  am Tag verkehrenden Regiozügen mit einer Übernachtung nach Oradea bis kurz vor die ungarische Grenze.  Dort hält ein Eurocity Zug Richtung Budapest, in den es gilt einzusteigen. Fahrradmitnahme ist nun in internationalen Zügen nicht vorgesehen. Auf der Hauptstraße in die nächste Stadt in Ungarn zu radeln war absolut keine Option. Also habe ich mein Fahrrad auf dem Bahnsteig ganz vorne hinter einer Säule verborgen und auf die letzten drei Minuten vor Abfahrt des Zuges gewartet. In einem unbeobachteten Moment wurde dann das Fahrrad in den Wagen direkt hinter der Lok gestellt, so dass es keinen Durchgang blockiert. Dann die Sekunden gezählt bis es los ging. Nach wenigen Kilometern war die ungarische Grenze erreicht und mitten auf freier Strecke im Wald wurde ein Zug vorgekoppelt. Der Schaffner hat mir zu verstehen gegeben, dass ich nun aussteigen müsse und in den ersten Wagen des zusätzlichen Zuges einsteigen solle. Nun das bepackte Rad ohne Hilfe bis aufs Gleis runter zu hieven war schon ein Kraftakt, aber dann das Rad zum ersten Wagen hin auf der geschotterten Bahnfläche zu schieben, war noch mal eine besondere Anstrengung. Aber die Reise bis Budapest war dann erst mal entspannt. Auf dem Nachbargleis stand nun mein Nachtzug, der tschechische Schaffner sagte nur ganz locker, „willst du mitfahren, kannst du einsteigen und dein Fahrrad hier hinstellen.“
Tschechien war zu dieser Zeit sowieso das Fahrradparadies. 
Da ich mich aber schon bei Freunden in Wien angemeldet hatte, ging die Bahnfahrt nur bis ins Euroland Slowakei, um nicht noch mal Geld für die nächste Übernachtung tauschen zu müssen. Über Wien nach Berlin gab´s dann keine Probleme mehr im damals noch durchgehenden Zug über Prag.

Budapest – Wien

Auf einer anderen Fahrt von Budapest war´s schon wieder anstrengend und abenteuerlicher. Vor dem internationalem Schalter wartete eine unendlich lange Schlange, den Zug nach Wien hätte ich nieee erreicht. Der nationale Schalter war frei und ich hatte mein Ticket nach Hegyeshalom, dem letzten Bahnhof vor der österreichischen Grenze. Dem ÖBB Schaffner hätte ich mein Problem schon erklären können. Für die bezahlte Mitnahme vom Fahrrad verlangte der Schaffner ein „privates“ Extraentgelt. Da mischte sich die nette junge Dame ein, mit der ich im Abteil saß und hat sich den Schaffner derart „zur Brust“ genommen, dass dieser umgehend verschwand. Sie stellte sich als absolut akzentfrei deutsch sprechende Ungarin vor, die auf dem Weg nach Wien sei, um ihre neue Stelle bei der ÖBB anzutreten, die kurz zuvor die die ungarische Bahngesellschaft MAV übernommen hatte. Damit ich Ungarn in guter Erinnerung behalten solle, lud sie mich noch in den Speisewagen ein.

Polen

In Polen hält die Bahn PKP kein Abenteuer für Radler bereit. Es funktioniert eben. Abgesehen von der Tatsache, dass dein Fahrradpartner auf der Rückreise nach Green Velo Teil 1 von Terespol die Wagennummern bei einem EC mit zwei Wagen für belanglos erachtet hat und die Räder prompt falsch abgestellt hat. Am nächsten Bahnhof wurden die zwei Wagen mit dem Hauptzug verbunden und die Räder blockierten natürlich den Durchgang. Also aussteigen und die Räder in den ersten Wagen bringen. Am Bahnsteig ist das nun wirklich kein Problem, wenn dann noch nette junge Leute behilflich sind. 
Für Senioren hält die PKP mit einer 50 %igen Ermäßigung eine weitere positive Überraschung bereit. Fahrräder müssen reserviert werden, was aber problemlos ist. 
In den neuen Hochgeschwindigkeitszügen, die auch Fahrräder mitnehmen, ist der Fahrradpartner noch nicht gefahren.
Leider besteht in Polen kein Taktverkehr und die Tangentialstrecken sind nicht in dem baulichen Zustand wie die über Warschau führenden Radialen. Wie kürzlich gelesen, soll der Bahnverkehr in Polen in den nächsten Jahren aber deutlich ausgebaut werden. Wenn dann auch der Abschnitt der Stettiner Bahn in Brandenburg in den Jahren 2024 -2025 zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert wird, ist Stundentakt auf dieser Strecke umsetzbar.

Nachtzug Rijeka – München

Beim Kauf von Fahrkarte und Bettkarte in Rijeka, wurde fest versichert, dass das Fahrrad im Gepäckwagen (kennt noch jemand diese geniale Einrichtung?) untergebracht wird.
Eine entspannte Rückreise hat dein Fahrradpartner erwartet. Nach einigen Misslichkeiten wurde sie es dann auch. Der Zug setzte in Rijeka ein, so dass gut Zeit zum Fahrradverladen bestand. Nur es gab keinen Packwagen. Also den Liegewagen gesucht und … ja was dort tun mit dem Fahrrad? Fahrrad im Liegewagen geht nicht. Dann siegte das Mitleid beim Schaffner. Raffinierte Lösung, der zweite Fahrgast, der später zusteigen sollte, wurde ins Nachbarabteil umquartiert und das Fahrrad hatte seinen Platz auf der oberen Liege. Als Dank haben der Schaffner und der Fahrradpartner dessen letzte Biervorräte geteilt. Der Schaffner stellte sich dann selbst als begeisterter Radler vor, der doch einen Gleichgesinnten nicht draußen stehen lassen kann. 

Zadar – Rijeka

Entlang der Küste von Kroatien gibt es keine Bahnstrecke. Die Küstenstraße zu radeln ist schlicht lebensgefährlich. Also muss der Bus genommen werden. 
Das könnte so einfach sein, aber ein olles Fahrrad (der hat ja nicht mal einen Esel!) in den neuen sauberen Bus zu verladen, wurde vom Fahrer strikt untersagt. Der Beifahrer gab mir mit verschwörerischer Mine das Zeichen, unbemerkt auf die andere Seite des Busses zu kommen. Zack, war das Fahrrad im Gepäckfach verfrachtet und der Beifahrer öffnete die hintere Tür, so dass ich unbemerkt vom Fahrer einsteigen konnte. Gab für den Beifahrer natürlich ein üppiges Trinkgeld. Das Gesicht des Fahrers als nun am Ziel der Fahrt dieser komische Deutsche mit seinem Fahrrad auch da war, kann sich jeder bildlich vorstellen. Hoffentlich gab es keine Konsequenzen für den Beifahrer. Jetzt, viele Jahre nach dem Abenteuer kann das Geheimnis wohl gelüftet werden. 
Fahrradmitnahme in der kroatischen Bahn ist generell schwierig, da es überwiegend IC´s gibt, die jedoch vom Zugtyp in Deutschland als Regionalbahn verkehren. Die Bahn ist daher zu exklusiv für Fahrradmitnahme, könnte ja auch ein Esel mitgenommen werden müssen.

Tschechische Republik, Slowakei

Absolut frei von Abenteuern in der Bahn

Kanada, USA

Die Bahn ist in diesen Ländern de facto zu vernachlässigen. Auf einer Hauptstrecke, wie z.B. der  zwischen Quebec und Montreal, auf der in Mitteleuropa die Züge mindestens im Stundentakt unterwegs wären, verkehren nur pro Tag vier Züge. Der weltbekannte Rockymountaineerer verkehrt nur 3 mal die Woche und ist nach Aussage einer Schaffnerin so desolat, dass die berühmten Aussichtsdecks aus Sicherheitsgründen gesperrt sind. Abgesehen davon können einzelne Abschnitte nicht gebucht werden, nur die gesamte Strecke Toronto – Vancouver.
Also bleibt nur der Bus, der berühmte Greyhound. Das Fahrrad muss komplett in einer Kiste verpackt sein. In diesem Zustand gilt es als Gepäck in Übergröße und muss entsprechend bezahlt werden. Wenn der Greyhound nur öfter führe! Sind eben absolute Autoländer, sollte auch dort mal der Benzinpreis steigen, na denn jut Nacht.