Radreise Slowenien - Kroatien

2023

 

Wieso nach Slowenien und Kroatien? 

 

Zweimal war ich schon in Slowenien und Kroatien mit dem Rad unterwegs. 

Daran konnte ich mich erinnern. Nach intensiveren Blicken in mein analoges Tourenbüchlein habe ich noch zwei weitere Touren entdeckt, die zumindest die beiden Länder berührten. 

1989 als Jugoslawien begann zu zerfallen, von Spittal an der Drau – Seebergsattel – Slowenien – Insel Krk – Bus von Baska nach Ljubljana – Plitvice NP – Krka NP – Split (16 Tage, 1180 Km) 

1993 Guben (D) – Waldenburger Bergland (P) – Böhmen (CZ) – Klosterneuburg (A) – Ungarn (H) – Keshtely – Zagreb (HR) – Bus Rijeka – Pula – Portoroz (SLO) – Triest – Südtirol (I) – Schweiz (CH) – Liechtenstein (FL) -Bodensee (D) (10 Ländertour) (22 Tage, 2414 Km) 

1998 Klosterneuburg – Ungarn – Ö´reich – Slowenien – Plitvice NP – Paklenica NP – Krka NP - Split – Dubrovnik – Bus nach Split – Fähre Ancona - weiter durch Italien (18 Tage, 1720 Km) 

2003 Von Görlitz durch Tschechien über Wien – Ungarn – Kroatien – Plitvice NP – Otocac – Sejn (12 Tage, 1345 Km) 

2004 Von Dubrovnik nach Montenegro (9 Tage, 841 Km) 

Die Tatsache, dass ich diese Touren durch Slowenien und Kroatien in Varianten mehrfach unternommen hatte, wäre doch Beweis genug, dass es sich um eine besonders schöne Radreiseregion handeln muss. 

So waren die Ziele für die erste größere Radtour für dieses Jahr entschieden, die für ihre Karstwasserfälle berühmten Nationalparks von Plitvice und Krka in Kroatien. Bei der Planung der Route bin ich dann durch Komoot „Fahrradhighlights“ noch auf einen mir unbekannten Nationalpark gestoßen, den Una NP, den ich eigentlich hätte kennen müssen. Denn auf der Rückreise 1989 bin ich mit der Bahn auf der Strecke von Split nach Zagreb direkt am Wasserfall vorbeigefahren. Habe ich ihn nicht gesehen, unterwegs gelesen, oder nur auf der falschen Seite gesessen??? Diese Fragen lassen sich heute nicht mehr beantworten. 

Dieser beeindruckende Wasserfall im Verlauf der Una musste nun in die Route eingebaut werden. Informationen bestanden dazu nur sehr spärlich. Auch auf der ITB waren die Vertreter an den Ständen von Kroatien und Bosnien von meinen Fragen mehr als überrascht und ziemlich hilflos. Am kroatischen Stand war man sich auch nicht unbedingt sicher hinsichtlich Bahnverkehr und Fahrradmitnahme. Zu Grenzübergängen von Bosnien nach Kroatien lagen überhaupt keine Informationen vor. Die gleiche Unwilligkeit der Leute im Tourismus, die mir unterwegs noch häufig begegnen sollte. 

Aufmerksame Leser:innen werden schon ahnen, was meine Anmerkungen bedeuten könnten. 

Planung der Reise 

Die konkrete Planung begann. Auf der DB Seite eine Bahnverbindung mit Fahrradmitnahme Berlin – Villach gesucht. Es kam die wenig hilfreiche Mitteilung, bitte wenden Sie sich an eine DB Verkaufsstelle. Am Abend habe ich noch ein Video „Eisenbahnen in Österreich, Deutschland, Schweiz“ angesehen. In diesem Video wurde über „mein Problem“ berichtet, sprich eine große Baustelle auf der Strecke Rosenheim – Salzburg. Am Schalter war über die Baustelle nichts bekannt, nur die Tatsache:  keine Fahrradmitnahme! 

Es bestand die Umfahrung der Baustelle mit Umsteigen in Nürnberg und Wien-Meidling. Also einmal ganz weit nach Osten und die ganze Strecke wieder zurück in westliche Richtung. Hier zeigt sich wieder nur zu deutlich die Unfähigkeit der DB, einen vernünftigen Schienenersatzverkehr zu organisieren, der die Belange aller Reisenden berücksichtigt. In Tschechien habe ich erleben können, wie es anders geht. Dort stand für große Gepäckstücke und Fahrräder ein kleiner Lkw bereit. So etwas zu organisieren überfordert die DB bei weitem! 

am Drauradweg

Beschilderung, sogar in Ö´reich! Radroute, Radfahrer absteigen!

In Villach ist es nicht so einfach die Radroute zu finden, Beschilderung absolut nicht vorhanden

 

Nach endlos langer Bahnfahrt war das Ziel Villach am Drauradweg erreicht. Der Drauradweg wird beworben „Ein Radweg, vier Länder, fünf Sterne“. Als ADFC geprüfter Routenbewerter hege ich diplomatisch ausgedrückt, gewisse Zweifel. Allein Beschilderung und Oberflächenqualität sind nicht ansatzweise der 5 Sterne würdig mit denen Kärnten auch in der ADFC Zeitschrift wirbt! 

Die Radtour konnte beginnen. Die Beschilderung in Österreich lässt noch sehr zu wünschen übrig, allein aus Villach herauszufinden, gestaltete sich als kompliziert. 

In Italien ist das deutlich besser. Am alten Bahnhof von Tarvisio ist die Routenbeschilderung allerdings auch etwas irreführend. Bis zu diesem Punkt radelt man auf dem Cyclovia Alpe Adria, soweit klar! Nun aber teilen sich die Wege, der klassische Cyclovia führt weiter nach Süden und ein zusätzlicher, neuer Weg in östlicher Richtung nach Slowenien. Solange man in Italien unterwegs ist, ist der Weg hinsichtlich  Wegequalität und Beschilderung perfekt! 

Der Radweg verläuft auf der Trasse der ehemaligen Kronprinz-Rudolf-Bahn von Tarvisio nach Ljubljana entlang der Nordseite des Triglavmassivs. 

Sanierte Bahnbrücke in Slowenien

Auf dem Eisenbahnradweg in Slowenien

Grenzübergang Italien - Slowenien

Alter Bahnhof an der Kronprinz-Rudolf-Bahn
Bahntrassenradweg in Slowenien

Blick vom Radweg in die karnischen Dolomiten

Bei Tarvisio, der Cyclovia in südlicher Richtung (siehe, Kapitel Alpe-Adria)

Auf der Kronprinz-Rudolf-Bahn in Italien

Lost Place, Bahnhof Tarvisio, Beginn des Cyclocia Alpe Adria in Italien

In Slowenien ist der Radweg noch im Entwicklungsstadium, alte Brücken der Kronprinz-Rudolf-Bahn werden saniert und für die Radroute hergerichtet. Als Problem stellen sich die Ortsdurchfahrungen dar, da die Bahntrasse mittlerweile überbaut ist und die Beschilderung durch Ortschaften (noch) nicht sinnvoll angepasst wurde.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Slowenien zumindest, wenn auch mit noch sehr bescheidenen Mitteln, beginnt, Radwege zu bauen bzw. zu markieren. 

Auch verhalten sich slowenische Autofahrer Radlern gegenüber meist ziemlich rücksichtsvoll und halten beim Überholen gut Abstand. Die Städte sind durch sozialistischen Städtebau geprägt, in dem das Auto, auch wenn es so gut wie keine gab, den absoluten Vorrang genießt. Umbau, Rückbau von überdimensionierten Straßen finden noch nicht statt, aber wie schon erwähnt, Radwege sind im Entstehen, häufig jedoch zu Lasten der schon sehr schmalen Gehwege.

Auch die Route in die Hauptstadt Ljubliana zeigt sich so. Nicht schön zu fahren, aber doch verkehrssicher.

Altstadt von Ljubljana am gleichnamigen Fluss

Ljubliana, Fußgängerzone mit Busverkehr

(Post-)sozialistische Höhepunkte der Architektur

Historische Gebäude und Scheußlichkeiten

Radweg in Ljubljana, sozialistischer Städtebau

Einladung in einen Weinkeller

Weinberg

Schloss Zuzemberk

Entlang der Krka, dieser Fluss in Slowenien hat nichts mit dem in Kroatien zu tun!!!

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

 

Auch solche noch sehr vorsichtigen Annäherungen an zeitgemäße Verkehrsplanung sind in Kroatien gänzlich unbekannt, das Auto genießt absoluten Vorrang. Es ist davon auszugehen, dass im Ausland lebenden Kroaten Radfahrern schon mal begegnet sind, aber im eigenen Land ist diese Spezies Verkehrsteilnehmer gänzlich unbekannt. 

Das soll nicht heißen, dass die Autofahrer besonders rücksichtslos wären, aber sie kennen die Belange von Radlern nicht. Sie erwarten nicht, dass man plötzlich einen Schlenker fahren muss, um einem Schlagloch auszuweichen oder Ähnliches. Überholt wird bei vollem Tempo ohne Abstand, nee, es macht keine wirklich Freude Rad zu fahren. Verschärfend kam nun das durchweg unfreundliche Wetter hinzu. Ein Adriatief jagte das nächste. Es war die Wetterlage, die in Oberitalien zu den verheerenden Regenfluten führte. Diese Kombination aus Autoverkehr und Wetter war eine deutliche Beeinträchtigung meiner Radreise. 

 

Nationalparks in Kroatien 

Plitvicer Seen NP und Krka Wasserfälle 

Die Nationalparks in Kroatien sind natürlich über jede Kritik erhaben. Es ist allerdings skurril, dass am Rande des Plitvicer Seen NP nach wie vor alte Hotels leerstehen, oder sogar noch als Ruinen existieren. Auch das Luxushotel, in dem ich zum Geldautomaten musste, sieht bis auf ein paar Gimmicks im Eingangsbereich noch immer so aus, als käme Tito jeden Moment um die Ecke. 

Leider haben die NP Häuser und vor allem das Personal noch bei weitem keinen internationalen Standard. Das Personal ist unfreundlich und ziemlich inkompetent, Infomaterial völlige Fehlanzeige. Ein Blick auf USA NP´s wäre hilfreich, auch was Freundlichkeit und Sachkompetenz der Ranger und Volunteers anbelangt. Am Geld für gut ausgestattete NP Center sollte es wohl nicht mangeln, das zahlt Europa! Das moderne NP Center des Krka NP in Skradin, das am Rande der Altstadt ein absolutes architektonisches Missgeschick darstellt, beinhaltete nichts als einen schlichten Kassenraum. Keine Informationen, keine geologischen Modelle, wie sie in den meisten Nationalparkzentren der Welt Standard sind, einfach nur primitiv. 

Dafür folgt aber auf dem Weg zum NP Centrum ein Imbisskiosk auf den nächsten, alles was das Herz des Touristen begehrt, Burger, Pizza, Tacos, nur nichts Regionales. Wer will schon noch wie damals Spanferkel (das könnte die Vegetarier/Veganer irritieren) genießen, wenn es doch „international fastfood“ gibt! Esskultur, wo bleibst du? Die offenen Grills fand man überall in Dörfern und an Landstraßen. 

Aber die Qualität der Wege und Aussichtspunkte hat internationalen Standard. Die Landschaft sucht in Europa Ihresgleichen. Trotz der beschriebenen Mängel ist eine Tour zu den Nationalparks ohne Zweifel lohnend, ob mit dem Fahrrad bleibt als Frage stehen. 

NP Plitvicer Seen

Beeindruckende Wasserfälle

Hotelruinen im Nationalpark

Die Natur holt sich auch die Gebäude zurück

Bohlenweg im Nationalpark

 Wege führen bis direkt an die Wasserfälle

Die Lost Places auch ein Highlight

 

Una NP in Bosnien-Herzegowina 

Dank Komoot und den von anderen Radlern geposteten Fahrradhighlights habe ich den Una NP direkt an der kroatisch/bosnischen Grenze überhaupt entdeckt. Eigentlich hätte ich diesen NP kennen sollen, denn die Bahntrasse von Split nach Zagreb führt unmittelbar am Wasserfall vorbei. Meine ewig ungelösten Fragen. 

Die Una bildet die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina und die Bahntrasse liegt mal auf diesem, mal auf dem anderen Staatsgebiet, was hier jedoch bedeutet Schengenraum Kroatien (seit 2023) und Schengenaußenraum Bosnien-Herzegowina. Daher wird die Bahntrasse nicht mehr betrieben. Der Bahnhof in Martin Brod sieht jedoch so aus, als könnte jeden Moment der Zug kommen, auch die Fahrleitung ist noch in Takt. Ein Stück weiter Flussaufwärts vor einem Tunnel endet die Fahrleitung und die Drähte hängen traurig von den Masten. Ich habe mich jedoch gefragt, ob das Lichtraumprofil des Tunnels die Fahrleitung je hat aufnehmen können. Ein trauriges Kapitel europäischer Eisenbahnhistorie. 

https://www.wifo.ac.at/bibliothek/archiv/MOBE/1941Heft09_10.pdf 

https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/1433225 

So nun aber nach dem Eisenbahnexkurs wieder zurück zur Radtour. 

Vom Plitvicer Seen NP ging die Fahrt zum Grenzübergang von Kroatien nach Bosnien bei Izacic. Vor der Grenzkontrolle wartete eine mehrere hundert Meter lange Autoschlange auf die Abfertigung. Ich bin frech auf dem Fahrrad an den Autos vorbeigefahren, niemand hat sich beschwert und die Formalitäten Ausreise aus Kroatien – Einreise Bosnien-Herzegowina (Reisepass erforderlich!) war nach wenigen Minuten erledigt. Das Abenteuer Bosnien kann beginnen. 

Ich war gespannt auf Bihac. Auf meiner ersten Radtour 1989 zu den Plitvicer Seen hat mich ein sehr nettes holländisches Ehepaar, das in der gleichen Pension die Ferien verbracht hat, auf einen Ausflug nach Bihac mitgenommen. Eine Reise innerhalb Jugoslawiens in ein anderes Land, eine andere Welt. Es hatte den Anschein als wäre das Osmanische Reich noch existent. In der Altstadt war Markttag, der auch so in Anatolien hätte stattfinden können. 

Altstadt von Bihac

Fußgängerzone Bihac

Das ist aus der Altstadt von Bihac geworden

Die Moschee in Bihac

Der Fluss Una

Auf dem Weg von der kroatischen Grenze nach Bihac

 Bihac 1989

Bihac 1989

 Bihac 1989

Bihac 1989

Bihac 1989

Muslimischer Friedhof in Bihac

 

Unterwegs in Bosnien-Herzegowina

Heute zeigt sich Bihac als eine überformte autogerechte Provinzstadt ohne jeglichen Charme. Der Marktplatz ist durch postsozialistische Gebäude und Ruinen aus sozialistischen Zeiten eingefasst, riesige Billboards werben für alltägliche Dinge. Auch die historischen Wassermühlen auf der zu einem wenig einladendem Park umgestalteten Unainsel wurden abgerissen. Nichts erinnert mehr an die orientalische Stadt vom Sommer 1989, sehr bedauerlich. 

Es musste weitergehen, es galt noch den Una NP zu erreichen, auch wegen der dort gebuchten Übernachtung. Endlich der offizielle Abzweig zu den Wasserfällen! – eine wenig einladende Schotterstraße. Ein junger Mann hielt mich an, wies sich als Mitarbeiter im NP aus und meinte, ich könne nicht weiter fahren, da es an dieser Zufahrt keine Eintrittskarten gäbe und außerdem wäre eine Baustelle auf der Straße, die mich am Weiterfahren hindern würde. Fest versprochen, ich besorge mir eine Eintrittskarte direkt am Wasserfall – okay, Weiterfahrt genehmigt. 

Diese Route gilt als "offizielle" Strecke zum Una NP. Ganz offiziell war sie aber gesperrt wegen Baumaßnahmen. Von denen war allerdings nichts zu sehen. Die "super" Gravelstrecke  (Fahrradhighlight in Komoot) war mit einem bepackten Tourenrad überwiegend Schiebestrecke. Ein paar Hinweisschilder waren noch zu erkennen. Da hat Europa ein paar Euros locker gemacht, aber nun verfällt alles, auch der Weg, tiefe Erosionsrinnen verhindern einigermaßen gutes Vorankommen. Das Highlight war nun schon zwei Jahre alt!
 Dafür habe ich aber das Eintrittsgeld gespart! 

Von einer Baustelle weit und breit nichts zu sehen, wenn die Straße selbst nicht durchgängig als Baustelle zu bezeichnen wäre. Hin und wieder mal ein Hinweisschild im Zustand der Auflösung begriffen. Bald war in der Ferne das Rauschen des Wasserfalls zu hören. Ein paar Souvenirbuden, ein Parkplatz, das war´s am Wasserfall. Die Bohlenwege zu den besten Aussichtspunkten waren perfekt und der große Wasserfall wirklich höchst beeindruckend. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses war noch die Bahnstrecke zu sehen. 

Der Una NP ist zweifelsfrei ein äußerst lohnendes Ziel. 

Unatalbahnstrecke

Kleine Kaskaden im Una Nationalpark

Die Una vor Kulen Vakuf

Kulen Vakuf

Der große Wasserfall der Una

Auf der rechten  Seite des Flusses im Schatten erkennbar die Bahntrasse schon auf kroatischer Seite

Unawasserfall

 

Der nächste Tag bescherte mir dann ein Abenteuer pur! 

Die Strecke zum offiziellen Grenzübergang nach Kroatien war lang und beinhaltet Steigungen, Talfahrten und wieder Gegensteigungen. Orte mit Übernachtungsmöglichkeiten nicht vorhanden, auch kleine Restaurants an der Straße, in denen der Akku hätte geladen werden können,  sind in allen drei Ländern der Tour weitestgehend Fehlanzeige. Wozu auch, man fährt Auto und da spielen Entfernungen keine Rolle. 

Die Option war, einen der vielen kleinen Grenzübergänge zu nutzen. In Komoot ist als Highlight der Übergang bei Kulen Vakuf angegeben, der Ort der Übernachtung. Wenn ich nun schon an der Una entlang radele, dann wäre es sicher ein Verlust, die Kaskaden bei Martin Brod nicht zu erleben, zumal die Fahrt entlang der Una zu den schönsten Abschnitten der Reise zählt. Die Wasserfälle von Martin Brod erinnern eher an die der Plitvicer Seen und sind absolut sehenswert. Um den größeren Wasserfall sehen zu können, wird nochmals ein heftiger Eintrittspreis gefordert, den habe ich mir verkniffen. 

Von Martin Brod zweigt ganz offiziell eine kleine Straße Richtung Grenze ab. Man erreicht den Bahnhof, der so aussieht, als würde jeden Moment der Zug kommen, aber nein, alles verlassen. 

Weiter führt die Straße, die sich zum Weg verengt, bergauf. Bald waren ein Schild „Durchfahrt verboten“ und eine Schranke erreicht. Nach Openstreetmaps ist es die Staatsgrenze. Geschafft, zurück in Kroatien! 

Hier begann das Abenteuer des "illegalen" Grenzübertritts. Auch wenn das Schild keine Grenze markiert, sondern eher die Sperrung eines Forstweges, war meine Festnahme auf der kroatischen Seite leider unausweichlich, illegale Einreise in den Schengenraum, auch als Deutscher mit Reisepass. Ich halte das nach wie vor für rechtswidrig. Es mag sein, dass der Grenzübergang bei Kulen Vakuf (Fahrradhighlight!) im letzten Jahr vor dem Beitritt von Kroatien in den Schengenraum noch einigermaßen problemlos war. 

Die Grenzpolizeit hätte natürlich auch mal in die andere Richtung blicken und den einsamen Radler, der sein Rad mühevoll den üblen Schotterweg hochgeschoben hat, übersehen können. Aber nein, der Polizeiwagen hielt und ich hatte zu erklären, woher ich kam. Es gab keine Möglichkeit einen anderen Weg als den von Martin Brod zu zeigen, auf dem ich hätte fahren können. Also Festnahme!!! Gegen die Behandlung der Grenzpolizei ist absolut nichts Negatives zu sagen, sehr höflich! „Will you please put your bike into the car, Sir, please sit down, Sir, do you like something to drink, Sir???“ 

Auf der Wache war den Beamten meine "Verhaftung" eher ziemlich peinlich, der dicke Chef hätte wohl mich auch mit einer Ermahnung laufen lassen können. Meine Strafe von immerhin120 € habe ich als erhöhtes Beförderungsgeld für die Fahrt im Polizeiwagen abgerechnet. Es ging noch endlos auf der übelsten Schotterstraße steil bergauf , so dass der Polizeiwagen eine komfortable Alternative bot. Alles in allem ein spannendes Abenteuer, na ja, so eben .... 

Nach meiner Freilassung war die Polizei nun wieder sehr hilfsbereit, mir den richtigen Weg zur Fortsetzung meiner Tour zu beschreiben. 

Brücke über die Una bei Martin Brod

Bahnhof Martin Brod, hier wird in nächster Zeit kein Zug mehr halten!

Kleine Wasserfälle bei Martin Brod

Bei Martin Brod

"STaatsgrenze", auf der anderen Seite der Schranke ist Kroatien und wenige 100 m weiter kam das Polizei Taxi

Nochmal ein Blick auf ein Viadukt der Unatalbahn

 

Krka Nationalpark

Über Graćac war zwei Tage später Skradin am Krka Nationalpark erreicht. Ich erinnere mich noch an den einzigen Gasthof in diesem Städtchen an den Wasserfällen, der mit interessanten Erinnerungen verbunden ist. Die erste habe ich schon mal im Kapitel „Was der Fahrradpartner mitnimmt“ beschrieben. Es war die Geschichte mit den geplatzten Reifen, die mir letztlich wohl das Leben gerettet haben. Auch die neuen Reservereifen platzten beim Aufpumpen, so dass der ate, mehrfach geflickte Reifen nochmal reaktiviert werden musste. Unterwegs verlor er dann Luft und beim Pumpen habe ich die gebrochene Bremsschere entdeckt. Die Strecke bergab zu Adria mit gebrochener Bremsschere, … nicht auszudenken. 

In jenem Jahr befand sich Jugoslawien vor der Auflösung. Die Inflation war gewaltig. Die Wirtin hätte sich die gute D-Mark als Zahlungsmittel gewünscht. Ich hatte nur, wer kennt sie noch?, Euroschecks dabei. Wegen der Reifenpanne bin ich zwei Nächte in dem Gasthaus geblieben, zweimal das gleiche Essen und die zweite Rechnung in Dinar ca. 30% höher und dann die Abrechnung zu Hause, kaum zu glauben, ein deutlich geringerer Betrag als für den Scheck einen Tag vorher. 

Auf der zweiten Tour war die Wirtin äußerst besorgt als ich ihr von meinem Plan berichtete, weiter nach Dubrovnik zu radeln. „Mach das nicht, in den Bergen sind Tschetniks, die auf alles schießen, was sich an der Küste bewegt.“ Nun, ich bin heil durchgekommen. 

Diesen Gasthof habe ich zu meinem Bedauern nicht mehr gefunden. Skradin hat sich mächtig verändert. Der Nationalpark und die Nähe zur Küste haben aus diesem Städtchen einen Touristenhotspot werden lassen mit all den positiven und leider überwiegend negativen Entwicklungen s.o.! 

Der Nationalpark ist schon die Reise wert, auch wenn die Wasserfälle und Kaskaden kleiner und überschaubarer sind als in Plitvice! 

Bildung von Travertin im Krka Nationalpark

Bohlenweg im Krka NP

Skradin

Die großen Kaskaden im Krka NP

... aus einem anderen Blickwinkel zu einer anderen Zeit

In Skradin isst man international

Skaradin

Dämmerung in Skradin

 

Das nächste Ziel der Tour war Split. Diese historische Stadt markierte das Ende der Reise. Der letzte kurze Routenabschnitt zwischen Trogir und Split verläuft auf dem Eurovelo 8, tolle Vorstellung auf einer Europaradroute am Strand entlang radeln! Was war, nichts, nicht mal ein Schild geschweige denn eine Radroute. Der Donauweg in Kroatien war doch ziemlich gut, wieso ist nun der Eurovelo de facto nicht existent? Die Frage wird unbeantwortet bleiben müssen. 

Split, Hadrianspalast

Blick über Split

Römer trifft man auch

Split Altstadt

Das einzige Fahrradschild, von Eurovelo 8 keine Spur

Die Adria in Sicht

Unterwegs im Dalmatinischen Küstengebirge

 

Wieso nun nicht mehr weiter?


Zwei Gründe sprachen gegen die Fortsetzung meiner Tour weiter nach Süden bis zumindest Dubrovnik. Da nun angenehmes Radeln auf dem EV 8 wegen Nichtexistenz der Route nicht möglich war, und das Fahren auf den meist hochbelasteten Straßen keine Freude bereitet, war das Thema fast schon beendet. Was früher für Radler äußerst komfortabel und vergnüglich war, mit der Fähre von Insel zu Insel zu hüpfen, ist auch bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr möglich. Heute werden die Inseln auf den möglichst kürzesten Wegen vom Festland aus angesteuert. Dadurch entfällt die Möglichkeit, die Insel von Nord nach Süd auf besonders ruhigen Straßen zu durchqueren, und mit der nächsten Fähre zur nächsten Insel zu tuckern. So eine Verbindung wird nur noch von Korčula nach Pelješac angeboten. Und dank der „Neuen Seidenstraße“ hat Kroatien eine neue Brücke vom Festland nach Pelješac zur Umgehung des „bosnischen Korridors“ erhalten. Der gesamte Autoverkehr wird heute über die Insel geleitet. Die Fahrt durch den „bosnischen Korridor“ anstelle der Fahrt über die Insel wäre jetzt vielleicht entspannter. Südlich von Pelješac wird der Autoverkehr wieder auf die alte Landstraße geführt. Die Vereinfachung der Straßenführung wird zu noch mehr Verkehr führen und für Radler lebensgefährlich werden. 

Grund zwei war das Wetter, ein Adriatief jagte das nächste. Es herrschte kein Dauerregen, aber es war grau in grauer Landschaft, kein Vergnügen mehr. 

Somit endete die Tour in Split. Ein voller Tag zur Besichtigung blieb mir, bis am nächsten Abend die Fähre nach Ancona in See stach. Ach ja, ein Zug mit Fahrradmitnahme fährt einmal die Woche von Split in die Hauptstadt Zagreb. 

Letzter Blick auf Split

Abendstimmung, Blick von der Fähre

Das Fahrrad sicher abgestellt im Bauch der Fähre

Jeder fängt mal klein an - so wie wir. Aus einer gemeinsamen Vision haben wir zusammen Schritt für Schritt etwas Großes gemacht. Darauf sind wir stolz.

Es gibt eine einfache Wahrheit: Wenn Sie an das glauben, was Sie tun, können Sie Großes erreichen. Das ist der Grund, warum Ihnen bei der Erreichung Ihres Zieles helfen möchten.

  

Die Rückreise verdient ein eigenes Kapitel 

Die Fähre von Split nach Ancona verkehrt alle zwei Tage, Fahrradmitnahme ist problemlos. 

Am nächsten Morgen in Ancona schüttete es vom Himmel wie aus Eimern. Auf dem kurzen Weg von der Fähre zum Terminal war ich völlig nass, das Wasser stand in den Schuhen. Im Terminal konnte ich Regensachen anziehen und im strömenden Regen zum Bahnhof radeln. 

An den Schaltern warteten Fahrgäste in Schlangen einmal durch den Bahnhof. Nach einer guten Stunde war dann auch ich dran mit meinem Wunsch nach einem Ticket Richtung Österreich-Deutschland mit Fahrradmitnahme. „Heute geht nichts mehr, eine Brücke südlich vor Bologna ist überflutet, wir wissen nicht, wann diese Brücke wieder freigegeben wird.“ Der hoch engagierte Bahnmitarbeiter zeigte mir auf seinem Bildschirm die Brücke, die der gesamte Bahnverkehr in nördlicher Richtung passieren muss. „Bitte versuchen Sie es heute Abend noch mal!“ 

So gegen sechs wieder anstellen, „ ... ja, die Züge verkehren wieder, nehmen Sie sicherheitshalber den Zug um halb sieben, wenn dann noch Störungen vorliegen sollten, erreichen Sie sicher ihren Zug nach München.“ Die Fahrkarte konnte ausgestellt werden, die Fahrradkarte nur für den Regionalzug bis Bologna. 

In Bologna wieder anstehen, wieder keine Fahrradkarte erhältlich, ja, das ist Europa! 

Der DB Zug mit Wagen der ÖBB stand bereit, der Schaffner wartete am Packwagen!!! und empfing mich in freundlicher Reichsbahnerart: „...hamse resaviert, nee? - dann kommse nich mit.“ „Es geht doch in Italien nicht!!!“ Gnädigerweise durfte ich dann doch mit und das Rad in einem ÖBB Wagen deponieren. Die ÖBB bietet in den meisten Wagen zwei Fahrradstellplätze an. 

Der italienische Schaffner unterwegs war sich hinsichtlich des Fahrradregiotickets nicht ganz sicher und vermutete 24 € Aufschlag, er würde das prüfen. Damit schien die Angelegenheit erledigt. Am Brenner erschien der  freundliche DB Schaffner und verlangte 105 € Zuschlag, auch weil ich den italienischen Kollegen betrogen hätte. Die Fahrgäste im Wagen standen auf meiner Seite. Ich wollte die Geschichte nicht weiter eskalieren lassen, auch um den Fahrgästen einen stundenlangen Notarzteinsatz zu ersparen, denn Genosse Reichsbahner stand offenbar kurz vor einem Herzinfarkt. Ich bin freundlich winkend ausgestiegen, die Fahrgäste halfen Gepäck und Rad auf den nur wenige Zentimeter hohen Bahnsteig am Brenner auszuladen. Mit Regionalzügen und Ticket! konnte ich bis vor Rosenheim fahren und dort übernachten. 

Es war schon Mai, das „49 € Deutschlandticket“ war seit wenigen Tagen gültig, und die Schaffner in Bayern haben ein Foto vom Deutschlandticket zusammen mit dem „Berlin-Brandenburg 65+ Ticket“ ohne Weiteres anerkannt. 

In München habe ich dann mal auf der DB App nachgesehen, ob eine ICE Verbindung nach Berlin mit Fahrradmitnahme besteht, ja - in zwei Stunden für nur 250 €. Da war die Entscheidung klar, in neun? Stunden mit Regionalzügen nach Berlin. Ging gut, war manchmal sehr knapp beim Umsteigen, aber alles hat funktioniert. 

Eben eine Abenteuerreise, in jeder Hinsicht. 

Fazit, so schön die Nationalparks sind, Kroatien ist kein Land m e h r für genussvolles Radfahren!!!