Radtour von den Pyrenäen zum Atlantik

Herbst 2022

 

Suche nach einem Radreiseziel 

Für das Jahr 2022 war ursprünglich mal keine Fahrradreise geplant, sondern die letzte große Umweltsünde im Leben. Eine mehrwöchige Tour im Wohnmobil durch die Nationalparks im Südwesten der USA. Dein Fahrradpartner liebt rote Felsen und Badlands. Aus gesundheitlichen Gründen der Fahrradpartnerin konnte diese Traumreise leider nicht stattfinden. 

Wo gibt es Vergleichbares in Europa? Landschaften, die mit den Nationalparks mithalten können,  gibt es in Europa in dieser grandiosen Ausprägung definitiv nicht. Was kommt Nationalparks in den USA vielleicht doch gleich? 

Tara-Schlucht in Bosnien mit einer Tiefe von bis zu 1300 m. Das hat fast Grand Canyon- Dimensionen. 

Gorges du Verdon haben „nur“ eine Tiefe von ca. 600 m. 

Beide europäischen Canyons zeigen den Mangel, bewaldet zu sein oder aus grauem Kalkstein zu bestehen. Es fehlen die aufregenden Farben. 

Island wäre ohne Zweifel mit dem Yellowstone-NP vergleichbar. 

Die Erdpyramiden auf dem Ritten bei Bozen haben Ähnlichkeiten mit dem Bryce Canyon, sind aber im Vergleich winzig klein. 

Die Dolomiten haben NP-Potential. Dieses Gebirge bietet sowohl Bergsteigern als auch Radlern  paradiesische Bedingungen. 

Es bleibt die Frage, wo in Europa gibt es rote Felsen und wüstenartige Regionen? 

Nur in Spanien! Damit ist die Entscheidung für eine Radtour an Stelle der geplatzten USA-Reise  gefallen. 

Die Tour kann auf Komoot unter Fahrradpartner

verfolgt werden

 

Wie kommt man nach Spanien mit einem E-Bike im Gepäck? 

Wie kommt man mit E-Bikes nach Spanien? Im Flugzeug werden die Räder aus Sicherheitsgründen wegen der Akkus nicht mitgenommen. Darüber hinaus lassen sich diese Räder mit den vielen Leitungen auch nicht so ohne Weiteres in Kisten verpacken, so wie unsere alten  26er zum Tourenrad umfunktionierten Mountainbikes.
Schon die Anreise nach Südfrankreich mit der Bahn ist ein Abenteuer. Im vereinigten Europa ist es heute noch nicht möglich, durchgehende Bahntickets von Deutschland in das westliche Nachbarland zu buchen, und dann noch Tickets für Fahrradmitnahme!
Ohne die Hilfe eines in Berlin lebenden französischen Fahrradfreundes, den ich auf einer Mauerwegsberadelung mit Michael Cramer kennen gelernt habe, wäre die Bahnfahrt sicher nicht so problemlos verlaufen. Dem Fahrradfreund sei an dieser Stelle ein großer Dank ausgesprochen. Man kommt sich als Bahnkunde vor wie einst in deutscher Kleinstaaterei, jedem „Fürschten“   seine eigene Eisenbahn.
Schon über die Verbindung von Genf nach Gare de Bellegarde waren weder die DB noch auf Bahnreisen spezialisierte Büros in der Lage, Auskunft zu erteilen. Für diese Verbindung eine Fahrkarte zu erwerben, war leichter als gedacht. In Genf am Automaten: 7 €, Fahrradmitnahme kostenlos! (Léman-Ticket)
Am nächsten Morgen begann das Abenteuer Bahnfahrt. Im hochmodernen Bahnhof von Gare de Bellegarde steht zur freundlichen Benutzung für Fahrgäste ein echtesKlavier bereit, eine sehr sympathische Idee der französischen Bahn. Von Gare de Bellegarde ging´s mit dem Regionalzug nach Lyon. Dort Umstieg in den TGV nach Montpellier. Es kam kein moderner Doppelstock-TGV sondern ein Zug der frühesten Baureihe, schon arg in die Jahre gekommen im schicken 70er- Jahre-Design, lila und türkisblau. Die Fahrradeinstellplätze waren an Klappsitzen angeordnet, offiziell zwei, aber gegen vier Fahrräder hat der Schaffner auch nichts einzuwenden. Buchung vorher ist obligatorisch, wie dann jedoch mehr als zwei Fahrräder gebucht werden konnten, bleibt ein Geheimnis!
In Montpellier erwartete die Radler eine Überraschung, ein französischer ICE, d.h. ein Zug, bestehend aus in Deutschland seit 20 Jahren ausrangierten D-Zugwagen mit enger Tür und vier Stufen am Einstieg. Mit Elektrorädern kein leichtes Unterfangen einzusteigen. Von Toulouse dann die letzte Etappe nach Foix wieder im modernen Regionalzug. 


Gare de Bellegarde

Das war leider nicht unser Zug

Im Regiozug

Im TGV

 

Radfahren auf der französischen Seite der Pyrenäen 

Die Route durch Frankreich bis zur spanischen Grenze konnte dank Komoot klar geplant werden. Auch wenn in der Opencyclemap-Ebene eine Radroute von Foix noch nicht dargestellt war,  existierte sie jedoch bereits. Nutzer der Plattform haben Fotos gepostet und damit die Existenz eines neuen Bahnradwegs nachgewiesen. So ging es entspannt über Viadukte und durch Tunnel in westlicher Richtung weiter bis zum Garonne-Radweg. Die Beschilderung in Frankreich ist durchaus recht gut und übersichtlich. 

Die große Überraschung kam kurz vor der spanischen Grenze. Der Garonne-Radweg wurde deutlich schmaler, war als aufgeständerter Weg aus Metall am Hang ausgebaut und endete im Nichts, das heißt, der Weg setzte sich fort als Bergwanderstrecke. Dazu passt das Stahlseil, an dem man sich samt Fahrrad wie an einem Dolomitenklettersteig hätte abseilen können resp. müssen, um zur Straße zu gelangen. 

Retour hieß die Devise und nach ca. 4 km war die Landstraße erreicht. Direkt am Grenzschild nach Spanien war dann tatsächlich das Ende des Drahtseils im Gestrüpp erkennbar. Ich hätte gerne einen Radler beim Abseilen beobachtet! 

Das Ende des französischen Radwegs und das Drahtseil zum Abseilen ´runter zur Straße

 

Spanien 

In Vielha wurde auf der Straße ins Val d´Aran die erste Pause zum Laden der Akkus eingelegt. Das geht in Restaurants, wenn man etwas bestellt, völlig problemlos. Wir haben dort die besten Papas bravas (wilde Kartoffeln) mit Allioli gegessen. 

Weiter ging die Tour aufwärts durch das landschaftlich sehr schöne Val d’Aran im Zentrum der Pyrenäen. „Als einziges katalanisches Hochgebirgstal ist es nicht zum Mittelmeer, sondern zum Atlantik ausgerichtet, eine Besonderheit, die sich im Klima und damit auch in der Tier- und Pflanzenwelt des Tales bemerkbar macht. Die Ausrichtung des Tals zum Atlantik brachte seit jeher eine Öffnung Richtung Frankreich mit sich, während die umgebenden Berge eine natürliche Barriere zu den Nachbarregionen Aragonien und Katalonien bildeten. So bewahrt das Val d’Aran das Aranesische, eine Variante des Okzitanischen, als offizielle Sprache neben Katalanisch und Spanisch.“ (Wikipedia) 

 

Trotz des Aufladens hat die Kapazität des Akkus nicht gereicht, um den Port de la Bonaigua auf 2072 m Höhe zu erreichen. Die Fahrradpartnerin benötigt wegen nicht mehr gänzlich intakter Gelenke eine höhere Stromzuführung, sodass der Saft vor Erreichen der Passhöhe aufgebraucht war. 

Was hätten wir unternehmen können? Eigentlich nur wieder ins Tal zurückfahren und am nächsten Morgen mit frischer Ladung die Tour wiederholen. So schnell wird nicht aufgegeben. Vielleicht kommt ein Lkw oder Lieferwagen und nimmt uns mit. Es hat in der Tat nur wenige Minuten gedauert und ein Lieferwagen hielt an. Der Wagen gehörte einer Fahrradgruppe aus Frankreich, die freundlicherweise sofort stoppte und uns Hilfe anbot. Das Problem konnte gelöst werden. Es war im Lieferwagen gerade noch Platz für das Rad der Partnerin, sie selbst konnte im zweiten Auto mitfahren, und ich bekam einen voll geladenen Akku. Ohne Gepäck, mit frischem Akku bin ich mit „E-Sportunterstützung“ den Berg zur Passhöhe, dem höchsten Pass Kataloniens geradezu hochgeflogen. 

 

Vor genau 20 Jahren sind wir noch mit normalen Tourenrädern den steileren Anstieg von Esterri hochgeradelt!!! Beide Anstiege haben die gleiche Länge von 23 km und nahezu gleiche Steigungen von 4,8 bzw. 4,9%. 

Schon der nächste Tag bescherte uns auf der Tour ein unerwartetes Highlight. Im Nachhinein gesehen vielleicht sogar das schönste der gesamten Tour. 

Von Esterri d`Àneu folgten wir dem Rio Noguera de Pallaresa auf einer mäßig befahrenen Landstraße. Nur die Tunnel waren wegen der Enge nicht so angenehm. Daher haben wir versucht, auf der neben dem Fluss verlaufenden alten Landstraße die Tunnel zu umgehen. Eine dieser Umgehungen war sogar für Radler ausgeschildert. 
 

L´ Argentaria und Font de la Figuereta

Diese Umfahrung führte uns zu den Highlights der Route, den Schluchten L´ Argentaria und Font de la Figuereta

Die Formen der durch Travertin entstandenen L´ Argentaria soll Antoni Gaudí zum Bau der Sagrada Familia inspiriert haben. 

„La natura feta arquitectura“, Natur schafft Architektur (Katalan). 

Font de la Figuereta 

Der Kalkstein, der sich auf beiden Seiten der Schlucht auftürmt, entstand als Meeressediment durch Plattentektonik nach Auffaltung der Pyrenäen. In den letzten 5 Mio. Jahren hat der Fluss den Canyon geschaffen. Dieses Tal hat große Ähnlichkeit mit dem „Zion Canyon“. Der als Solitär in der Landschaft stehende Congost de Collegats wäre „The Sentinal“ oder „The Temple of Sinawava“, den markanten Tafelbergen im Zion Park. 

 

Von Tremp nach Benabarre hatten wir vor die Bahn zu nehmen, um nicht auf der Staatsstraße fahren zu müssen. In Tremp konnten wir für Spanien etwas sehr Seltenes entdecken, einen in Betrieb befindlichen Bahnhof in einer Kleinstadt. Für die knapp 80 km lange Strecke hätte die Bahn mehr als 5 Stunden gebraucht, dennoch waren wir am nächsten Morgen pünktlich am Bahnhof. Der Zug fuhr ein, sicherheitshalber habe ich den Schaffner gefragt, ob denn die Fahrräder im Anschlusszug ebenfalls mitgenommen werden, nein definitiv nicht. Daraufhin habe ich mir die Verbindung angesehen, … !  Die Bahnverbindung hätte von Tremp nach Saragossa, weiter nach Madrid und von dort zurück nach Norden ins Nachbardorf Benabarre geführt. Für uns in Deutschland mit seinem dichten Bahnnetz eine unvorstellbare Fahrerei. 

Der erste Abschnitt der nun wieder erforderlichen Radtour auf kleiner Landstraße war mehr als eine Entschädigung für die geplatzte Zugfahrt,und die Fortsetzung auf der Carretera National war auch eher entspannt. Nur gut, dass die Bahnfahrt relativ früh hätte stattfinden sollen, sodass die Tagesetappe auch mit der obligatorischen längeren Mittagspause zum Akkuladen problemlos zu bewältigen war. 

Am nächsten Tag bereitete uns Spanien eine weitere Überraschung: Entlang des Barasona- Stausees verlief ein nagelneuer Radweg von Nichts nach Nirgendwo. Wir waren sicher die ersten deutschen Radler, die auf diesem Weg unterwegs waren. Vielleicht sogar die ersten Radler überhaupt, denn spanische Radler kamen uns nur auf der Straße entgegen. In Spanien wird Rennrad gefahren, und auch ein noch so schöner Radweg erlaubt natürlich keine  Rennradgeschwindigkeiten. 

 
Das im ehemaligen Kloster von Boltaña befindliche Nobelhotel war der Fahrradtreffpunkt Nummer eins. Das Hotel war Standort für Fahrradgruppen aus England und den USA. Etwas merkwürdige, sehr von sich eingenommene Zeitgenossen. 


 

Die Weiterfahrt nach Jaca war nur möglich über die Carretera National, neben der keine Autobahn verlief. Aber erstaunlicherweise war die Straße kaum befahren, und der ca. 3 km lange Tunel de Petralba war die schiere Erholung. In Tunnels radelt es sich wegen der absoluten Windstelle immer besonders leicht, aber Lärm- und Abgasbelastung (s. Tauerntunnel im Tourenkapitel Alpe-Adria) machen Radlern das Leben schwer. Im Tunel de Petralba war Tempo 60 angeordnet, und auf Schriftbändern erschien die Mitteilung „Atencion ciclistas en el tunel“ (Achtung Radfahrer im Tunnel). Und das noch als zusätzliche Sicherung, obwohl Spanier gegenüber Radlern äußerst rücksichtsvoll fahren! 

 

 

Kloster San Juan de la Peña

Der nächste Höhepunkt der Tour war das in den Felsen gebaute Kloster San Juan de la Peña. Der älteste Teil ist die sog. mozarabische Unterkirche aus dem Jahr 1026. Der Legende nach soll der Heilige Gral in diesem Kloster verwahrt sein. Also hätte sich die Parzival Sage durchaus hier abgespielt haben können. 

Los Mallos de Riglos

Auf der Suche nach landschaftlichen Höhepunkten mit Nationalparkqualität führte uns der Weg zu den Mallos de Riglos. 

Die Mallos wurden aus erodiertem, nach Süden verlagertem Material im Zuge der Auffaltung der Pyrenäen geformt. Im Laufe der Zeit wurden diese Ablagerungen zu einer kompakten Masse aus Konglomeratgestein und mit Kalkstein verfestigt. 

In den darauffolgenden Zeiten hat die Erosion die weicheren, porösen Konglomeratmaterialien ausgewaschen und das erosionsresistente Gestein herauspräpariert. Diese Felsen erreichen eine Höhe von bis zu 300 m. 

Eisen und Ton sind verantwortlich für die rötliche Farbe. Form und Farbe lassen eine Ähnlichkeit mit dem Monument Valley zu, nur ist die Gegend des südlichen Pyrenäenvorlandes zu stark durch Vegetation geprägt und die Felsen stehen nicht als Solitäre in der Landschaft. Dennoch unbedingt beeindruckend und äußerst sehenswert! Der Abstecher ist für Jacobswegradler ausgesprochen lohnend. 

 

 

Bardeñas Reales


Tudela zeigt sich als äußerst fahrradfreundliche Stadt. Die edlen Markierungen für Radler in der Fußgängerzone wären wohl in anderen Städten schon längst geklaut worden. Wir haben Tudela nicht wegen seiner Fahrradfreundlichkeit besucht, sondern als Ausgangspunkt für einen Abstecher in die Bardeñas Reales. 

Dieses bizarre Halbwüstengebiet, das zu einem großen Teil aus ockerfarbenem Lehm sowie  Sandstein- und Kalksteinschichten besteht, wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum  Biosphärenreservat erklärt. 

Durch den Abfluss von Wasser aus den Pyrenäen ins Mittelmeer erodierten die Sedimentschichten unterschiedlich und es bildeten sich die für die Bardeñas typischen Barrancos (ausgetrocknete Flussbetten) und bizarre Bergformen heraus. 

Vielleicht wird das Gebiet dem einen oder anderen auch irgendwie bekannt vorkommen. Das mag daran liegen, dass die Bardeñas Reales schon mehrfach die Kulisse für bekannte Film- und Fernsehproduktionen gestellt haben. Serien wie Game of Thrones und Filme wie z.B. der James Bond Die Welt ist nicht genug“ spielen teilweise in dieser Landschaft. 

Die Bardeñas werden durch eine geschotterte Ringstraße mit einer Länge von ca. 45 km erschlossen. Für Radler ist die Richtung dem Uhrzeigersinn folgend vorgesehen und für Autos die Gegenrichtung. Das hat den Sinn, dass Autos und Radler sich schon auf größere Distanz sehen können und die Autofahrer von der Verwaltung des Schutzgebietes gebeten werden, frühzeitig anzuhalten, wenn Radler entgegenkommen. In dieser Zeit kann sich die Staubfahne senken und die Radler kommen einigermaßen sauber über diese Runde. Die meisten Autofahrer halten sich an diese Regelung. 

 


Von Tudela zum nächsten Ziel Logroño wäre nur die Fahrt auf der mangels der parallelen Autobahn auf einer stark belasteten Nationalstraße möglich gewesen. Aber zwischen diesen beiden Städten besteht eine Regionalbahnverbindung mit Fahrradmitnahme, immerhin zwei Züge am Tag. Die Verbindung am frühen Vormittag war angeblich schon mit Fahrrädern ausgebucht, aber im Nachmittagszug waren noch zwei Stellplätze frei! Das Procedere der Buchung dauerte eine dreiviertel Stunde! Für die Fahrräder war die Dokumentation mit unseren Personalausweisen erforderlich, mit Rückfragen bei welcher Stelle auch immer??? Die Schalterbeamtin war laufend am Telefon, um irgendwelche Bestätigungen einzuholen. Aber dann waren alle Bescheinigungen komplett und wir konnten endlich den fast leeren Zug besteigen. Weitere Fahrräder waren natürlich keine vorhanden…!  

Merkwürdig, damals auf der Fahrt von Malaga nach Granada haben Ticketkauf und die Reservierung der Fahrradplätze höchstens 5 Minuten gedauert.  

La Rioja 

Logroño 

Die Geschichte von Logroño, der Hauptstadt der Provinz Rioja,ist untrennbar mit dem Camino de Santiago (Jakobsweg) verbunden. Die Stadt erlangte durch das Aufleben der Pilgerroute ab dem 11. Jahrhundert große Bedeutung. 

Logroño wird bereits im ersten schriftlichen Jakobswegführer (12. Jhdt.) erwähnt. 

Ich verbinde mit Rioja hervorragende spanische Weine. Seit Jahrzehnten erhalten die guten Weine aus dieser Region, die von einer eigenen Herkunftsbezeichnung geschützt sind, innerhalb und außerhalb Spaniens eine sog. obligatorische Referenz d.h. eine Zertifizierung. Ein einheitliches Brandzeichen für die Weinfässer seit dem 17. Jahrhundert belegt die frühe Relevanz der Herkunftsbezeichnung „La Rioja“. 

Ein „Rioja“ ist im Sprachgebrauch sicher immer noch ein klassischer trockener Rotwein aus Spanien. Die Weine werden als Crianza (24 Monate), Reserva (36 Monate) oder Gran Reserva (18 Monate im Fass / 42 Monate in der Flasche) im Barrique (Eichenfass) ausgebaut und jahre- bis jahrzehntelang gelagert, ehe sie auf den Markt kommen. 

Wie so oft begründeten die Römer den Weinbau in der Region, später taten Klöster und die Nähe zum Pilgerweg nach Santiago de Compostela ihr Übriges, um den Ruf der Region auch über die Landesgrenzen hinaus zu festigen. 

Es dominieren neben den klassischen roten und trockenen Barriqueweinen zunehmend auch fruchtbetontere, leichtere Rotweine, einige Weißweine und Rosés. 

Der Anteil der Rotweine liegt bei 92% der Anbaufläche. 

Natürlich haben wir abends in den Tapasbars verschiedene Riojas verkostet und sind auch jetzt zu Hause bei den guten spanischen Roten geblieben. 

Jacobsweg

In Logroño erreichen wir nun den Camino Jacobeo, den Jacobsweg. Von nun an folgen wir diesem berühmten Pilgerweg mal direkt zusammen mit den zu Fuß gehenden Pilgern oder mit Abstand auf Landstraßen, die für Radler beschildert sind.

Das klassische Zeichen einer stilisierten Jacobsmuschel, dem Symbol der Pilger in Kombination mit dem gelben Pfeil, wird uns nun für die nächsten 10 Tage den Weg weisen. Diese Symbole hat ein spanischer Priester, der über die Geschichte und Bedeutung des Jacobsweges promoviert hatte, gestaltet. Diese Wegweisungssymbole gelten heute auf allen Jacobswegen quer durch Europa. Sogar in unmittelbarer Nachbarschaft vom Bahnhof Südkreuz in Berlin ist diese Wegweisung zu entdecken

Für Radler soll, muss? auch an großen Kreuzungen und Kreisverkehren ein „handflächenkleiner“ Pfeil auf dem Asphalt reichen. Aber der ist meistens so gut erkennbar aufgetragen, dass wir uns nicht verfahren haben. Die Fahrtrichtung nach Westen half zusätzlich als Orientierung, und dann war der Pfeil auch meistens am Abzweig sichtbar.

Es gab mehrfach die Notwendigkeit zu entscheiden: Radeln auf dem Jacobsweg zusammen mit den zu Fuß gehenden Pilgern auf nicht sonderlich gutem Untergrund oder flott auf der Carretera National. Auf der Carretera National kommt man schnell voran, fühlt sich aber wegen der Breite der Straße irgendwie von der umgebenden Landschaft abgeschnitten. Vor allem, wenn auch eine Autobahn parallel verläuft. Gut, dann ist die Nationalstraßezwar der vielleicht breiteste Radweg mit geringster „Automitbenutzung“, den man sich vorstellen kann, aber langweilig.

Auf dem Camino kommen auch Radler nur relativ langsam voran. Fußgänger, die vorsichtig zu umfahren sind und der wenig fahrradfreundliche Untergrund wirken bremsend. Dafür ist der Erlebniswert deutlich höher, und die Zufußpilger sindzu sehen, von denen einige offensichtlich mit heftigen Problemen an Beinen oder Füßen ihren beschwerlichen Weg unverdrossen und tapfer weitergehen. Diese Leute nötigen einem wirklich den größten Respekt ab. Der Gruß „Bon Camino“ erfreut den Wanderer, auch wenn der Gruß vom faulen E-Radler kommt, und dieser freut sich über die Erwiderung.

Im Buch „Die irgendwie richtige Richtung“ vertritt der Autor Gideon Lewis Kraus die Auffassung, dass das Pilgerwesen im Mittelalter nicht nur als religiöse Pflicht zur Sündenvergebung diente, sondern den Menschen die einzige Möglichkeit bot, der Enge ihrer Orte und Fürstentümer zu entkommen und das mit voller offizieller Unterstützung durch die Kirche. Diese These hat mir ein guter Bekannter bestätigt. Sein heute über 90 Jahre alter Vater ist des Öfteren zu Wallfahrten aufgebrochen. Das Ziel dieses „Ausflugs“ am Sonntag war natürlich der Besuch einer Wallfahrtskirche, aber unterwegs hat man Freunde getroffen und auch in ein Gasthaus am Weg wurde gerne eingekehrt.

Der Jakobsweg fordert somit Radlern immer wieder die Entscheidung ab, schnelleres Vorankommen auf der Hauptstraße mit geringem Bezug zur Landschaft oder langsames Fahren auf meist grob geschotterten Wegen. Es gibt allerdings mittlerweile nebeneinander verlaufende Wege, den Wanderweg und die asphaltierte Fahrbahn. Diese Wegeführung findet man vorwiegend im westlichen Kastilien und in Galizien. Abschnittsweise wird der Jakobsweg vom Eurovelo 1 überlagert. Die Qualität einer Euroveloroute ist nun, was die Oberfläche des Weges und die Beschilderung betrifft, in keiner Weise mit einer vom ADFC zertifizierten Radroute vergleichbar. In Galizien tauchte wie aus dem Nichts wieder ein Eurovelozeichen auf, jedoch ohne Richtungs- oder gar Entfernungsangabe. Diesen Mindeststandard einer eindeutigen und konsequenten Beschilderung sollten Eurovelorouten eigentlichauch in Spanien erfüllen.

 

Die Städte entlang des Jakobswegs sind durchweg äußerst sehenswert. 

Dazu besteht soumfassende Literatur, sodass ich hier nur kürzeste Anmerkungen machen möchte. 

Ca. 20 km vor Burgos befindet sich der unangenehmste Gasthof der Tour mit der raffgierigsten Wirtin. Für kurzes Nachladen der Akkus wurden 5 € pro Akku abgegriffen. In allen anderen Bars und Restaurants konnten wir ohne Bezahlung die Akkus laden, wir haben immer ordentlich konsumiert und großzügig Trinkgeld gegeben. 

Burgos 

Die Stadt, die fünf Jahrhunderte lang die Hauptstadt des vereinten Königreichs Kastilien-León war, besitzt mit ihrer Kathedrale, die zum Weltkulturerbe erklärt wurde, eines der Meisterwerke spanischer Gotik. 

In Burgos wurde Christoph Kolumbus nach seiner zweiten Reise nach Amerika von den Spanischen Königen empfangen. 

 

Frómista 

Am Ortsrand von Frómista liegt eine technische Sehenswürdigkeit, eine alte Schleusentreppe des Kastilischen Kanals, Canal de Castilla. Der Kanal, dessen Bau am Ende des 18. Jahrhunderts begann, diente vornehmlich dem Transport von Getreide zu den an der Atlantikküste gelegenen Häfen, dem Antrieb der Mühlen sowie der Bewässerung der nördlichen Meseta, der Region Tierra de Campos. Seit dem Aufkommen der Eisenbahn blieben ihm nur noch die Bewässerung und der Mühlenantrieb als Funktionen. Die weitestgehende Funktionslosigkeit ist das Schicksal der meisten Kanäle jener Zeit, siehe Ludwig-Donau-Kanal oder Oberländischer Kanal. 

 

Carion de los Condes
ist eine Kleinstadt, die sonst keine weitere Erwähnung fände, gäbe es nicht die Fahrradwerkstatt von Taller Juanito. 

Ich hatte Probleme mit meiner Vorderradbremse, sie quietschte und blockierte. Ein Weiterfahren wäre nur unter Anstrengungen möglich gewesen. Das Tourismusbüro empfahl mir die Werkstatt von Taller Juanito. Oh, Traktoren und Landmaschinen standen vor der Werkstatt, und dort werden Fahrräder repariert? Ja, wirklich, es waren Felgen und Fahrradmäntel zu erkennen, und der freundliche Mechaniker fragte sofort nach dem Problem. Er baute die Bremse aus, setzte die fehlenden Elemente der Bremse ein. Originalteile!!! Und die Tour konnte nach einer halben Stunde weitergehen, danke Juanito! 

 

 

León 

León wurde 68 n. Chr. vom römischen Kaiser Galba gegründet, der hier eine Legion stationierte. Die Truppen waren auch für die Sicherheit der Goldtransporte aus Las Médulas verantwortlich. 

León 914 wurde zur Hauptstadt seines gleichnamigen Königreiches und damit für rund 200 Jahre zur wichtigsten Stadt auf der iberischen Halbinsel. 

León war eine wichtige Station auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. In den Vororten ließen sich Händler und Kunsthandwerker nieder, die ab dem 13. Jahrhundert die Entwicklung der Stadt stark beeinflussten. Im frühen Mittelalter gelangte die Stadt durch den Viehhandel zu Wohlstand. 

Die gotische Kathedrale Santa María de Regla von León besitzt noch einen großen Teil der Glasfenster aus dem Mittelalter. 

Erster Baumeister war offenbar „Meister Enrique“, der zuvor zwischen 1243 und 1260 die Kathedrale von Burgos erbaut hatte. Die Erfahrungen, die der Baumeister in Burgos gemacht hatte, veranlassten ihn offensichtlich zu neuen Konstruktionen, die Jahrhunderte später zum Problem wurden. 

„Er verfeinerte und reduzierte das Profil der Pfeiler und schuf ein verglastes Triforium“. Später mussten viele Öffnungen zugemauert werden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts stand das Bauwerk kurz vor dem Einsturz und musste vollständig restauriert werden. Der Neubau zog sich hin von 1859 bis 1901. 

Berühmt sind die Glasfenster der Kirche, die vom 13. bis zum 20. Jahrhundert von zum Teil unbekannten Meistern geschaffen wurden. Die 125 Fenster sind teils 12 m hoch und bedecken eine Fläche von ca. 1800 m². Daneben gibt es 57 Öffnungen und Rosen und drei große Rosettenfenster. Grundsätzlich ist die oberste Reihe der Fenster am besten erhalten. 

Auch für vielleicht nicht sehr kunstaffine Radler ist die Besichtigung der Kathedrale mit diesen grandiosen Fenstern ein absolutes Muss, man glaubt, ein Stück des Himmels gesehen zu haben. 

 

Astorga 

Hauptsehenswürdigkeiten sind die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert und der neogotische Bischofspalast von Antoni Gaudí, begonnen 1889 und 1913 nach zwanzigjähriger Unterbrechung von Ricardo García Guereta vollendet. Er beherbergt heute das Museo de los Caminos (Museum des Jakobswegs). 

Schmaler Zweirichtungsradweg in Leon Fahrtrichtung Westen

Radroutenbeschilderung, kommt jetzt ein toller Radweg?

... nochmal im Detail, ... nein, es geht nur 200 m durch´s Wohngebiet und dann wieder auf die Hauptstraße

Fahrradstraße mit Tempo 30 und Zufußpilger

Astorga Marktplatz

Der Bischofspalst von Antoni Gaudi

Die Kathedrale von Astorga

 

 

Las Medulas 


Der nächste absolute Höhepunkt auf der Tour, der allerdings abseits des Jakobsweges liegt, sind Las Medulas .

Die Kulturlandschaft der Las Médulas wird seit 1997 als UNESCO-Welterbe geführt. 

Die außergewöhnliche Landschaft ist ein Ergebnis der „ruina montium“, einer römischen Bergbautechnik

Plinius der Ältere beschreibt diese Bergbautechnik in seiner Naturalis historia als Durchlöchern der Berge und späteres Überschwemmen mit großen Mengen Wassers. Dies soll die Hügel buchstäblich abgetragen haben. Um die benötigten Mengen Wasser heranzubringen, wurde ein über 100 Kilometer langes Kanalsystem erbaut. Teile dieses Systems sind noch heute erhalten. 

Plinius schreibt, „Die dritte Art (Gold zu fördern) übersteigt das Werk von Giganten. Die Berge werden mit Gängen und Stollen im Licht von Lampen ausgehöhlt … Monatelang sehen die Bergleute keine Sonne … Plötzlich stürzen die Spalten ein und verschütten die Arbeiter, sodass es weniger gewagt erscheint, Perlen und Purpurschnecken aus der Tiefe des Meeres zu holen. Wie gefährlich haben wir die Erde gemacht!“ (Wikipedia) 

 

Die Weiterfahrt zurück auf den Jakobsweg, die über die Carretera Logroño-Vigo führt, für die es keine alternative Umfahrungsroute gibt, ist wegen der vielen Lkw ziemlich nervig. Wir hatten insofern Glück, weil der Tunnel, der südlich hinter unserer Zufahrt lag, wegen Bauarbeiten teilgesperrt war. Daher gab es Zeitfenster ohne Lastwagen und Autos, innerhalb derer wir gut und ungestört vorankamen. Diese wenig erbauliche Strecke hat eine Länge von ca. 11 km. 

Aber diese Misslichkeiten sind bald vergessen, wenn es denn über kleine ruhige Bergstraßen aufwärts nach O´Cebreiro geht, dem ersten Ort in Galizien. Auch wenn sich in jedem Haus eine Bar befindet, hat dieses Dorf sich noch einen gewissen ursprünglichen Charakter bewahren können. 

 

Jetzt wurde die Zahl der wandernden Pilger immer größer, die Strecke für Radler, die hin und wieder Umwege zu fahren haben, beträgt nur noch 150 km zum großen Ziel Santiago de Compostela. Das könnte bedeuten, dass die Kurzpilgerroute mit den vorgeschriebenen 100 km für fußlahme Eventpilger hier beginnt. 

Auf der Reise von Mallorca zurück in den Nordwald ist wohl ein Wichtel zurückgeblieben!
Aus den Wichtelgeschichten meiner Freundin Minne Graw, der ehemaligen Sängerin von Ougenweide
http://www.minnegraw.de/

Ja das war ein Zufallsfoto am Wegesrand mit dem fröhlichen Wichtel!

 

 

Santiago de Compostela 


Zwei Tage später haben auch wir Santiago de Compostela erreicht. Auch wenn wir nicht als klassische Pilger unterwegs waren, sonder eher touristisch, war es ein erhebendes Gefühl, diese Stadt erreicht zu haben. Das Bild der Pilger, die vor der Kathedrale auf dem großen zentralen Platz, dem Praza do Obradoiro sitzen und endlich angekommen sind, lässt niemanden unberührt. Beeindruckt hat mich zutiefst die Leistung von zwei behinderten Pilgern, den Camino mit dem Handbike bewältigt zu haben. Das relativiert die eigene Leistung doch immens. 

Die Kathedrale überwältigte mich auch beim dritten Besuch genauso wie beim ersten viele Jahre vorher, allein durch ihre gewaltige Größe. 

„Die Kathedrale steht über einer Grabstätte, die dem Apostel Jakobus zugeschrieben wird, und ist Ziel des Jakobsweges. Durch die bischöfliche und päpstliche Anerkennung der aufgefundenen Gebeine als Reliquien des Jakobus gilt die Kathedrale von Santiago als Grabeskirche des Apostels Jakobus. Der Bau der Kathedrale begann 1075. Die zahlreichen Erweiterungen der Kathedrale führen mit dem barocken Westportal, der klassizistischen Nordfassade und den gotischen Kreuzgängen im Inneren mehrere Baustile zusammen. Die Grundfläche wurde dabei von ehemals 8.200 m² auf 23.000 m² erweitert. 

Durchschreitet man den Pórtico, fällt der Blick durch das insgesamt fast 100 m lange, 8,5 m breite und fast 20 m hohe Mittelschiff auf den gegenüberliegenden prächtigen Hauptaltar, der über dem Grab des Apostels errichtet wurde.“ (Wikipedia) 

 

El fin del tour

Zwei weitere Tage auf dem Rad und das Ende der im Mittelalter bekannten Welt war erreicht, das Cabo Fisterra. Dieser Punkt markiert den westlichsten Teil von Festlandeuropa. 

Leider war das neblig feuchte Wetter nicht dazu angetan, die Atmosphäre dieses besonderen Ortes genießen zu können. Das Ende der Reise war ziemlich abrupt. Aber schlechtes Wetter macht den Abschied leichter 

Die Rückreise

Santiago de Compostela hat sogar einen Bahnhof, von dem auch Züge verkehren, nicht oft, aber immerhin.

Nach DB-Fahrplanauskunft wäre die Strecke bis San Sebastian in 10 Stunden geschafft, nur werden in den Zügen Avant und IC Fahrräder nicht mitgenommen. Ein spanischer IC hat mit dem gleichnamigen deutschen Zugtypus wenig Gemeinsamkeiten. Der spanische IC ist ein aus drei(!) Wagen bestehender Triebzug, der bei uns eher als Regionalbahn durchgehen würde. Das spanische Bahnsystem basiert auf Hochgeschwindigkeitszügen, die auf Madrid konzentriert sind. Bici nada!

Das bereits genannte Beispiel, mit dem Regionalzug zu fahren, hätte wohl einige Tage in Anspruch genommen. Ein Blick auf Open Railway Maps sollte das bestätigen.

Auch die Busse der Gesellschaften Via Azul, Amarillo etc., die uns damals in Andalusien immer eine komfortable Rückfahrt nach Málaga boten, haben wir auf unseren Straßen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Wenn man dann die gewaltigen Autobahnkreuze sieht, kann man nur zum Schluss kommen, Spanien ist Autoland. Doch Autos sind ja nun weder auf den Autobahnen noch auf den Carreteras National in nennenswerter Menge zu entdecken. 

Um dennoch relativ bequem an die französische Grenze zu kommen, haben wir entschieden, am Flughafen von Santiago ein Auto zu mieten. Wir bekamen eine Renault Scenic, der mit heruntergeklappter Sitzbank gerade groß genug war, um zwei E-Bikes einladen zu können. 

Bei der Reservierung wurden wir gefragt, ob wir als Deutsche auch Automatikautos kennen, klar als Nichtautobesitzer kennen wir auch Automatikwagen. Unsere Mietwagen in den USA sind immer Automatikfahrzeuge.

Und nun am Morgen der Abreise hatte man sich wohl alle Mühe gegeben, uns einen Schaltwagen zu präsentieren, ohoh, mit 6 Gängen, nach dreimal Abwürgen wussten wir, wo der erste Gang zu finden ist …  und dann ging´s flott auf leerer Autobahn zum Flughafen San Sebastian, wo wir das Auto nach gut 700 km wieder abgeben konnten. 

Von Hondarribia, dem Flughafen von San Sebastian nächst gelegenen Ort, nach Hendaye auf der französischen Seite der Bucht ist es nur eine kurze Radtour.

Im Bahnhof von Hendaye hat die engagierte Bahnmitarbeiterin eine schnelle Verbindung nach Deutschland gefunden, sogar mit Fahrradmitnahme. 

Mit Regionalzügen ging es noch am selben Nachmittag über Bordeaux nach Angoulême. Dort haben wir übernachten müssen, um früh morgens den TGV nach Paris nehmen zu können. Ankunft Gare Montparnasse. Da Paris keinen Hauptbahnhof hat (die Bahnstrecken enden in Kopfbahnhöfen, so wie in London, oder auch in Berlin im 19. Jh.), muss man nun sehen, wie man zum Anschlussbahnhof, in unserem Fall dem Gare de L´Est, gelangt. 

In Paris hatte wir ca. 5(!) Stunden zum Umsteigen. Opencyclemaps hat eine perfekte Route errechnet, die uns durchgehend über Radwege und verkehrsarme Straßen zum Ziel geleitet hat. Dieser Radverkehr in Paris stellt für Berliner eine neue Dimension dar, eine so große Zahl Radler, so relaxed aggressionsfrei unterwegs, hat doch sehr überrascht. Damen im Businesskostüm, Herren im Anzug mit Krawatte sieht man in Berlin kaum, eine andere Welt des Radverkehrs.

Nun zur letzten Bahnetappe. In Frankreich können Fahrgäste auf großen Bahnhöfen den Bahnsteig erst kurz vor Abfahrt betreten. Wenn die Schranke geöffnet wird, stürmen knapp 1000 Fahrgäste los, um ihren Wagen zu finden. Für einen TGV in Doppeltraktion sind bis zum ersten Wagen einige 100 m zu laufen. Unser Wagen mit Fahrradabteil nach Strasbourg hatte die Nummer 1, ganz vorne!!! Den ersten Zugteil hatten wir geschafft, weiter, weiter nach vorn, nur noch wenige Minuten bis Abfahrt. Ein Schaffner kam entgegen und fragte: „Wohin mit den Fahrrädern?“ – „Wagen 1!“ – „Ist im ersten Zugteil, zurück … !“ Wagen 1 gab es sinniger Weise zweimal! Geschafft. Mit Tempo 300 nach Strasbourg. Der Zug fuhr nach Frankfurt über Karlsruhe, unserem Ziel. Wegen der Fahrräder mussten wir aber in Strasbourg aussteigen und mit Regionalzügen weiterfahren. 

Ein internationales Ticket mit Fahrradmitnahme hat es nicht gegeben. Eisenbahn und Fahrrad in Europa, was für ein Problem! 

Die SNCF wirbt auf ihrer Webseite für Fahrradtourismus! Wie man aber zur Route kommt, also mit der Eisenbahn, das bleibt ein Geheimnis. 

Fazit

Die recht komplizierten An- und Abreisen nach Spanien mit dem E-Bike können einem die Lust auf eine Radreise in den Südwesten Europas schon etwas mindern. Wenn man, so wie der Fahrradpartner und die Partnerin den Jacobsweg nun das dritte Mal geradelt ist, ist die Spannung nun auch nicht mehr allzu groß. Das Fahrradtraumland Andalusien ist mit der Bahn de facto nicht erreichbar. Es verkehren auf diesen Hauptstrecken nur die Hochgeschwindigkeitszüge „AVE“, die Fahrräder nicht mitnehmen.

Trotz dieser Hemmnisse ist eine Radreise in Spanien immer lohnend. 

Das  Preis-/Leistungsverhältnis der Hotels und Gasthöfe ist ausnehmend gut. Der Standard der Zimmer, auch auf dem Land, in der Preisklasse bis 70 € ist sensationell (eine Ausnahme habe ich beschrieben). Das Essen kann nun allerdings geschmacklich kaum mit Italien mithalten, aber man wird entschädigt durch Landschaft und viel Kultur und … die meiner Meinung nach rücksichtsvollsten und freundlichsten Autofahrer.

 

Vamos a España! 

Muchas gracias por su  

atención